Hüftdysplasie - Allgemeine Information

Hüftgelenksdysplasie

Die Hüftgelenksdysplasie (auch Hüftdysplasie) ist eine angeborene Fehlbildung des Hüftgelenkes oder besser gesagt eine unzureichend ausgebildete Hüftgelenkpfanne mit einhergehender unzureichender Überdachung des Hüftkopfes. Die Hüftgelenksdysplasie entsteht intrauterin (im Mutterleib) aufgrund einer z.B. familiären Häufung (genetische Faktoren) oder einer ungünstigen Lage des Fetus im Uterus (Beckenendlage). Dabei wird der Hüftkopf nicht adäquat in die Pfanne gedrückt, so dass diese sich nicht hinreichend ausbildet. Die Häufigkeit des Auftretens einer Hüftgelenksdysplasie liegt in Deutschland bei ca. 4-5 %, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer (6:1). Aufgrund dieser hohen Inzidenz wird jedes Neugeborene bezüglich des Vorliegens einer Hüftgelenksdysplasie untersucht. Wird eine Dysplasie dabei erkannt, so kann diese in der Regel rein konservativ durch z.B. bestimmte Wickeltechnik, eine kurzfristige Gips-Behandlung oder durch Tragen einer Spreizhose erfolgreich behandelt werden. Nur selten ist ein operatives Vorgehen notwendig. Anders sieht es aus, wenn die Hüftdysplasie erst im Erwachsenenalter entdeckt wird. Hier ist eine Verbesserung der Überdachung durch eine konservative Therapie nicht mehr möglich.

Problematik der Dysplasie:

Hauptproblem einer Dysplasie ist eine unphysiologisch (unnatürlich) hohe Druckbelastung im Gelenk, vor allem auf den Knorpel, der dadurch vorzeitig degenerieren kann. Die hohe Druckbelastung resultiert aus der dysplasiebedingten kleinen Kontaktfläche zwischen Hüftkopf und Pfanne. Eine vorzeitige Knorpeldegeneration mit der Entstehung einer Hüftgelenksarthrose (Dysplasiecoxarthrose) ist die Folge. Ein quasi positiver Nebeneffekt einer Hüftdysplasie ist die meist sehr gute Beweglichkeit des Hüftgelenkes (wenig Überdachung = hoher Bewegungsumfang), so dass z.B. bei Balletttänzern oder bei Eiskunstläufern häufiger eine Hüftdysplasie vorkommt.  

Symptome einer Hüftdysplasie im Erwachsenenalter:

Eine Hüftgelenksdysplasie wird je nach Ausprägung und Belastung durchschnittlich zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr symptomatisch (auffällig). Dabei wird von den Patienten am meisten über ein Ziehen/Schmerzen in der Leiste/Hüftgelenk nach oder bei längerer Belastung (Sport, Wandern, Laufen, Spaziergänge etc.) berichtet. Dies ist in der Regel ein reiner Überbelastungsschmerz der noch nichts mit einem Knorpelverschleiß zu tun hat. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass der erste Gelenkschmerz, der bei einer Hüftdysplasie auftritt der Knorpeldegeneration um ca. 4-5 Jahre voraus geht. 

Therapie der Hüftdysplasie im Erwachsenalter:

Um die hohe Knorpelbelastung in einem dysplastischen Hüftgelenk zu reduzieren und damit der Entstehung einer Arthrose entgegen zu wirken, ist eine Verbesserung der Hüftkopfüberdachung notwendig. Nur so kann ein vorzeitiger Gelenkverschleiß effektiv aufgehalten, verhindert oder weit hinaus gezögert werden. Eine reine Gewichts- oder Sport-/Belastungsreduktion ist leider keine dauerhaft wirksame Methode, den Gelenkverschleiß zu verhindern. Mit Hilfe einer Beckenosteotomie ist eine operative Verbesserung der Hüftkopfüberdachung möglich. Durch die Beckenosteotomie wird die Gelenkpfanne mobilisiert und kann dadurch über den Hüftkopf in eine bessere Stellung  geschwenkt werden (Umstellung). Dazu müssen alle drei Beckenknochen (Darmbein, Sitzbein, Schambein) osteotomiert werden. In Deutschland haben sich zwei Methoden etabliert: Die Tripleosteotomie nach Tönnis und die perazetabuläre Osteotomie nach Ganz. Der Vorteil der Ganz-Osteotomie ist, dass der hintere Beckenpfeiler intakt bleibt und damit ein stabiles Becken weiterhin vorliegt. Nur die Pfanne selbst wird aus ihrem Lager gelöst und geschwenkt. Daher kann nach der Operation aufgrund des stabilen Beckens, eine zügigere Mobilisation erfolgen. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle drei Osteotomien über nur einen Zugang (Hautschnitt) durchgeführt werden können. Dies hat kosmetische Vorteile, da unter anderem ein Hautschnitt über dem Sitzbein (Pobacke) vermieden wird und intraoperativ ein zusätzliches Umlagern des Patienten erspart bleibt.   

 

Informationen zur OP und zum postoperativen Verlauf:

  • Die Krankenhausaufenthaltsdauer beträgt ca. 7-10 Tage. 
  • Eine Eigenblutspende ist vorher möglich.
  • Die Mobilisation erfolgt direkt ab dem 1. postoperativen Tag an 2 Unterarmgehstützen mit Tipp-Belastung des operierten Beines für 6 Wochen.  
  • Ab der 7. postoperativen Woche wird nach entsprechender Röntgenkontrolle die Belastungssteigerung festgelegt.
  • Eine Vollbelastung wird durchschnittlich nach 10 bis 12 Wochen erreicht.
  • Sportliche Aktivitäten können in der Regel nach 6 Monaten wieder begonnen werden.
  • Die Entfernung der Drähte ist nach ca. 8 Monaten möglich.